Gallus Knechtle: Es wäre durchaus möglich, dass sich unsere Familien irgendwo im Stammbaum begegnen, aber so genau weiss ich das nicht.
Ausser dem Namen hat ihr Konzept wenig Ähnlichkeit mit dem des Ehepaars, welches mitsamt Kinder auf dem« Aescher» lebte und wirtete.
Knechtle: Das stimmt. Wir übernehmen den «Aescher» als Firma Pfefferbeere. Dahinter steckt ein Team von sechs Leuten und über 30 freien Mitarbeitern. Diese Pacht bietet uns die Chance, als Firma zu wachsen und neue Erfahrungen zu gewinnen.
Ihre Firma Pfefferbeere hat sich in der Ostschweiz einen Namen mit Eventgastronomie gemacht. So sind Sie unter anderem seit acht Jahren Küchenchef beim Open-Air Clanx in Appenzell. Wie passt da eine Bergbeiz ins Konzept?
Gallus Knechtle: Wir sind Improvisationskünstler. Und die Lage des Restaurants Aescher mitten in einer steilen Felswand ist sehr speziell. Ich denke, wir passen da ausgezeichnet hin.
Melanie Gmünder: Wir wissen sehr wohl, dass man beim Aescher nicht einfach mit dem Lastwagen hinfahren kann um die Waren auszuladen. Da oben, mit der Seilbahn, ist alles ein wenig anders. Darauf müssen wir uns jetzt einstellen.
Wie war dieser Moment, als Ihnen die Wildkirchli-Stiftung vor ein paar Wochen den Zuschlag für zehn Jahre Pacht gegeben hat?
Melanie Gmünder: Ich war da noch in meinen Ferien in Vietnam und Gallus schrieb mir eine Nachricht, wir müssten dringend telefonieren. Meine Freude war riesig, von der Pacht zu hören.
Dieser Ort ist magisch. Es ist eine Ehre und wir haben entsprechend Ehrfurcht vor dieser Aufgabe.
Sie beide sind im Appenzellischen aufgewachsen (Gallus Knechtle kommt aus Stein AR, Melanie Gmünder aus Haslen AI). Manch einer hatte befürchtet, ein Gastronom aus der Ferne würde den «Aescher» übernehmen.
Melanie Gmünder: (lacht) Ich war schon als kleiner Goof im «Aescher».
Gallus Knechtle: Ich denke, wir passen sehr gut hierher und kennen die Kultur bestens. Wir freuen uns auch auf die Partnerschaften mit den Appenzellern. Mir gefällt diese Handschlag-Politik.
Die Vorgänger bekundeten über die Jahre zunehmend Mühe mit dem grossen Touristen-Ansturm und den schwierigen Platzverhältnissen.
Gallus Knechtle: Wir wollen nicht beurteilen, was die Vorgänger gemacht haben. Aber wir fühlen uns der Herausforderung gewachsen. Ich hoffe, Bernhard und Nicole (die Vorgänger, Red.) haben uns noch ein paar Tipps.
Melanie Gmünder: Wir wollen oben einen Platz schaffen, der auch den Einheimischen gefällt, aber wir haben kein Problem mit den Touristen aus aller Welt. Das gehört doch dazu.
Immerhin stehen jetzt bauliche Verbesserungen an. So gibt es für die Toiletten einen eigenen Eingang.
Gallus Knechtle: Das ist eine tolle Chance, allerdings müssen wir uns noch etwas gedulden. Der Umbau wird erst Ende Saison vollzogen, wir starten also im bestehenden Setting und schauen, wie wir die Abläufe bestmöglich hinbekommen.
Die Vorgänger verbrachten die ganze Saison mitsamt drei kleinen Kindern im Restaurant Aescher. Wie werden Sie sich organisieren?
Gallus Knechtle: Das ist sicher ein wesentlicher Unterschied. Wir betreiben den Aescher als Firma. Natürlich werden Melanie und ich oft im Restaurant sein, aber eben auch nicht immer. Es braucht da ein starkes Team. Die Leute sollen auch mal frei machen können um den Kopf zu lüften.
Melanie Knechtle: Ich werde oft, aber nicht immer oben arbeiten. Die Energie soll ja ein paar Jahre reichen. Und der Spass an der Sache soll uns lange erhalten bleiben.
Letzte Frage: Wird es die berühmte Aescher-Rösti weiterhin geben?
Melanie Gmünder: Lassen Sie sich überraschen. Wir freuen uns auf die Saisoneröffnung Ende April, anfangs Mai – je nach Wetter.
Die Umbaupläne der Wildkirchli-Stiftung
(sda/red) Ende 2015 zierte das Gasthaus im Alpstein das Titelbild des «National Geographic». Danach wurde das Berggasthaus unterhalb der Ebenalp zum beliebtesten Touristenziel im Alpstein. Seit einem Jahr kann nicht mehr im «Aescher» übernachtet werden, der Ansturm war zu gross geworden. Eine schon länger bekannte Konsequenz dieses Erfolges sei die Tatsache, dass die Infrastruktur des Gebäudes mit der wachsenden Gästezahl nicht mehr Schritt halten könne, hatten die bisherigen Pächter ihre Kündigung begründet. Sowohl beim Platzbedarf wie auch bei der Wasser- und Stromversorgung hatten sich immer wieder Engpässe ergeben. Auch die sanitären Anlagen entsprachen nicht mehr den heutigen Bedürfnissen. «Das wird sich ändern», gab Stiftungspräsident und Landeshauptmann Stefan Müller anlässlich der Medienkonferenz bekannt.
Im Herbst 2019 soll umgebaut werden. Es entsteht ein eigener Gebäudeteil für die Toiletten. Bislang drängten sich Gäste und Serviceangestellte durch den gleichen Hauseingang. In Zukunft haben die sanitären Anlagen einen eigenen Eingang. Für das Restaurant-Team sollen zudem Duschen gebaut werden, um so den Komfort wesentlich zu verbessern.
Die Bauprojekte hätten aber keinen Zusammenhang mit der Kündigung der bisherigen Pächter, sagte Stefan Müller. Die Planung der Sanierung und Verbesserungen dauerten schon drei Jahre. „Die Planung hat sich in die Länge gezogen. Wir mussten sogar digitale Aufnahmen vom Fels machen“, sagt Müller. Nicht nur das Gasthaus, sondern auch die Kapelle und die Höhlen befinden sich in der archäologischen Schutzzone. Bauvorhaben seien massiv eingeschränkt. Das äussere Erscheinungsbild verändere sich durch die Sanierung nicht. «Wir wollen weiterhin ein Berggasthaus betreiben», so Müller. Das Erlebnis «Äscher» bleibe erhalten.
Die Wildkirchli-Stiftung hat laut Stefan Müller in den letzten dreissig Jahren 1,6 Millionen Franken im und um den «Aescher» herum investiert. Der Umbau 2019 dürfte sich laut Berechnungen in der Grössenordnung von einer halben Million Franken bewegen.
Quelle: luzernerzeitung.ch