Makroökonomie

Anleger durchschauen das Spiel der IPO-Banken

Dass die Aktien des Börsendebütanten SIG Combibloc insbesondere bei amerikanischen Investmentbanken auf grosses Interesse stossen, ist kein Zufall – Und: Lässt sich Sika zu einer milliardenschweren Übernahme verleiten?cash Insider

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Frage: Was macht eine mit dem Börsengang beauftragte Bank, wenn die Aktie des begleiteten Unternehmens nicht so richtig in Fahrt kommen will? Richtig: Sie spricht eine Kaufempfehlung aus, um ihr wieder Leben einzuhauchen. Schliesslich gehört das zum Rundum-sorglos-Paket dazu.

Nachdem der Kurs der Aktien des Verpackungsspezialisten SIG Combibloc in den letzten Tagen unter den Ausgabepreis von 11,25 Franken gefallen ist, warten heute nicht nur eine, sondern gleich alle drei hauptverantwortlichen Banken mit der Abdeckung ihres Schützlings auf – und sorgen so für eine geballten Ladung an Kaufempfehlungen.

Am auffälligsten ist dabei die Credit Suisse. Sie führt die guten Wachstumsaussichten, die industrieweit führenden Margen sowie die starke Barmittelgenerierung ins Feld und rät mit „Outperform“ zum Kauf der Aktien. Vom Kursziel – dieses liegt bei 14,20 Franken – lässt sich ein Aufwärtspotenzial von fast 30 Prozent ableiten.

Bei Goldman Sachs kommt man hingegen auf die starke Marktstellung der weltweiten Nummer zwei im Geschäft mit Getränkeverpackungen zu sprechen. In Erwartung weiterer Marktanteilsgewinne empfiehlt die amerikanische Grossbank mit einem Kursziel von immerhin 14 Franken zum Kauf der Aktien.

Geradezu konservativ kommt die Erstabdeckung durch Merrill Lynch daher. Die amerikanische Investmentbank stuft die Aktien mit „Buy“ und einem Kursziel von 13 Franken ein.

Der erhoffte Kursschub bleibt bei den Aktien von SIG Combibloc aus. (Quelle: www.cash.ch)

Unterstützung erhalten die drei Hauptverantwortlichen für den Börsengang von SIG Combibloc von der ebenfalls involvierten Citigroup. Sie spricht eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 12,70 Franken aus.

Bis zur Stunde mobilisiert die geballte Ladung an Kaufempfehlungen – egal ob orchestriert oder nicht – kaum Käufer. Den Kurs der Aktien des Börsendebütanten trennen nur wenige Prozente von den bisherigen Tiefstkursen bei 11 Franken. Es macht ganz den Anschein, als hätten die Anleger die mit dem Börsengang betrauten Banken „durchschaut“.

Der Baustoffhersteller Sika ist eine Erfolgsgeschichte, die hierzulande ihresgleichen sucht. Anders als viele Rivalen verfolgte das Unternehmen aus Baar in den letzten Jahren stets eine disziplinierte und auf leichtverdauliche Firmenkäufe ausgerichtete Übernahmepolitik.

Dass Sika eine milliardenschwere Grossübernahme nachgesagt wird, will da nicht so richtig ins Beuteschema passen. Öl ins brodelnde Spekulationsfeuer giesst Analyst Phil Roseberg von Bernstein Research.

Der bekannte Chemieanalyst sieht in den ähnlich gelagerten Geschäftsaktivitäten von BASF eine einmalige Gelegenheit für Sika. Seit etwas weniger als zwei Wochen zählt das Baustoffgeschäft beim deutschen Chemieriesen nicht mehr länger zum Kerngeschäft. Mit anderen Worten: BASF sucht womöglich nach einem Käufer.

Wie Roseberg schreibt, müsste sich das Unternehmen aus der Zentralschweiz gegen andere finanzkräftige Interessenten wie Henkel oder Saint-Gobain durchsetzen – von potenziellen Käufern aus der Private Equity Industrie gar nicht erst zu sprechen.

Die Angst vor einer Grossübernahme belastet die Kursentwicklung der Sika-Aktien zusehends. (Quelle: www.cash.ch)

Dem Analysten zufolge verfügt aber nur Sika über die nötigen Voraussetzungen, das seit Jahren darbende Baustoffgeschäft von BASF zu übernehmen und wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Den Kaufpreis beziffert Roseberg auf umgerechnet gut 3,5 Milliarden Franken.

Ein Brocken von dieser Grösse liesse sich auch für Sika nicht einfach so ohne weiteres stemmen. Roseberg rechnet deshalb mit einer Mischfinanzierung aus Fremd- und Eigenkapital – sprich einer Bezugsrechtemission – sollte das Unternehmen bei den zum Verkauf stehenden Geschäftsaktivitäten zum Zuge kommen.

In all den Jahren konnte Sika der Versuchung einer milliardenschweren Grossübernahme stets widerstehen. Angesichts des beeindruckenden Leistungsausweises bei ergänzenden, kleineren Firmenübernahmen würde ich mir wünschen, dass der Baustoffhersteller nicht von diesen Gepflogenheiten abweicht.
 

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