Makroökonomie

Aussichtsreiche Kandidaten für eine Jahresendrally

Swiss Life, Nestlé und Sika sind nur drei von mehreren Schweizer Aktienfavoriten von Helvea für die Zeit bis Ende Jahr. Weshalb die teils hohen Kursziele dennoch mit Vorsicht zu geniessen sind, sagt der cash Insider.cash Insider

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Geld zu verdienen sei schwierig, kein Geld zu verlieren fast unmöglich, so schrieb ich Anfang August – und spielte damit auf das ungewöhnlich selektive Handelsgeschehen an (siehe Kein Geld zu verlieren ist fast unmöglich vom 9. August). Damals lag am Schweizer Aktienmarkt nur richtig, wer auf die Aktien mittelgrosser Unternehmen wie Siegfried, Temenos, Straumann oder Sonova setzte. Bei dieser Handvoll Aktien jagte ein Kursrekord den nächsten (siehe Wie gefährdet sind die «Aktien der Stunde»? vom 26. Juli).

Doch anstatt vor einer Überhitzung zu warnen, warteten die Banken und ihre Analysten mit immer abenteuerlicheren Erklärungen und Kurszielen auf, um trotz stark gestiegener Kurse partout nicht von ihrer Kaufempfehlung abkehren zu müssen. Am Ende fand selbst die Gewinnverdichtung möglicher zukünftiger Aktienrückkaufprogramme oder Firmenübernahmen Einzug in die Bewertungsmodelle (siehe Analysten auf der Suche nach Gründen für höhere Kurse vom 31. August).

Rückblickend bedurfte es bloss weniger Wochen, um dem überhitzten Titelsegment den Zauber zu nehmen. Die Verliererliste seit Ende September liest sich wie das „Wer ist wer“ der mittelgrossen Unternehmen, unter ihnen der Sensorenhersteller AMS (-35 Prozent), der Hörgerätespezialist Sonova (-18 Prozent), die Softwareschmiede Temenos (-18 Prozent) oder der Peripheriegerätehersteller Logitech (-17 Prozent).

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Börse selbst für erfolgreiche Unternehmen vom Schlag der genannten Firmen keine Einbahnstrasse nach oben ist. Mit wem auch immer ich spreche: Während sich die Grossinvestoren rechtzeitig zurückzogen, zahlen einmal mehr die Privatanleger die Zeche (siehe Und wieder sind die Privatanleger die Geprellten vom 24. Oktober).

Bis vor wenigen Tagen schienen auch die Banken und ihre Aktienstrategen in einer Art Schockstarre. Nach und nach erwachen nun erste Vertreter aus dieser Starre und mahnen zur Besonnenheit. Bei den Kursverlusten der letzten Wochen handle es sich um eine Korrektur, nicht aber um eine grundlegende Trendwende, so lautet der Tenor (siehe Die UBS redet die jüngsten Kursverluste an den Aktienmärkten klein von gestern).

Und gleich noch etwas fällt dem aussenstehenden Betrachter auf: Viele Strategen rechnen mit einem versöhnlichen Jahresausklang. Für sie lautet die Frage nicht ob, sondern vielmehr wann die Aktienmärkte zu einer Jahresendrally ansetzen.

So auch die Aktienstrategen von Helvea. Sie setzen für die verbleibenden zwei Monate des Börsenjahres auf Qualitätsaktien – anders als bisher allerdings vermehrt wieder auf solche aus konjunkturabhängigen Wirtschaftszweigen.

Um auf Worte Taten folgen zu lassen, ersetzen die Aktien des Baustoffherstellers Sika (Aufwärtspotenzial zum Kursziel von 163 Franken: 34 Prozent) bei den „Top Stock Ideas“ die des Oberflächenspezialisten OC Oerlikon und jene des Gesundheitskonzerns Novartis.

Im Zwölf-Monate-Horizont haben die Aktien von Sika die zwischenzeitlichen Kursgewinne wieder abgegeben. (Quelle: www.cash.ch)

Aus Schweizer Sicht weiterhin auf der Favoritenliste zu finden sind der Stromproduzent BKW (Aufwärtspotenzial zum Kursziel von 90 Franken: 51 Prozent), der Industriekonzern Huber + Suhner (Aufwärtspotenzial zum Kursziel von 77 Franken: 20 Prozent), das Transportunternehmen Kühne + Nagel, (Aufwärtspotenzial zum Kursziel von 200 Franken: 51 Prozent), der Nahrungsmittelkonzern Nestlé (Aufwärtspotenzial zum Kursziel von 90 Franken: 10 Prozent) sowie der Lebensversicherer Swiss Life (Aufwärtspotenzial zum Kursziel von 405 Franken: 16 Prozent).

Diese Aktien haben – mit Ausnahme jener von Nestlé – etwas gemeinsam: Ihr Kurs dürfte vor allem dann überdurchschnittlich stark steigen, wenn sich an den Aktienmärkten im weiteren Jahresverlauf wieder eine Hochwetterlage einstellt.

Seit nunmehr drei Wochen lassen die Nestlé-Aktien (rot) den SMI (grün) weit hinter sich zurück: (Quelle: www.cash.ch)

An dieser Stelle sei zur Vorsicht gemahnt, was die teils doch sehr hohen Kursziele für die von Helvea empfohlenen Papiere angeht. Viele dieser Kursziele gehen in die Zeit vor der Bewertungskorrektur bei den hiesigen Nebenwerten zurück und bedürfen dringend einer Anpassung mit dem Rotstift.
 

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