Makroökonomie

Wer wusste, dass AMS bei den Zielvorgaben einknickt?

Der cash Insider weiss beim Sensorenhersteller AMS von auffälligen Handelsaktivitäten unmittelbar vor der Gewinnwarnung zu berichten – Und: Comet serviert den Aktionären am Investorentag «alten Wein in alten Schläuchen».cash Insider

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Gestern um halb drei Uhr nachmittags schien die Welt für die Aktionäre des Sensorenherstellers AMS noch halbwegs in Ordnung – von den schmerzhaften Kursverlusten der vorangegangenen Handelstage mal abgesehen.

Dann aber überschlugen sich die Ereignisse. Wie aus dem Nichts setzten aggressive Verkäufe ein. Letztere sollten sich im weiteren Handelsverlauf nicht auf die Aktien selbst beschränken, sondern bei stark anschwellenden Volumina auch auf zahlreiche Warrants übergreifen. Bei Handelsende lagen die Papiere von AMS um fast 10 Prozent unter dem Schlussstand vom Tag zuvor. Zum Vergleich: Die Aktien des Rivalen Dialog Semiconductors beispielsweise erlitten gestern nur leichte Kursverluste.

Der Zeitpunkt und das Ausmass der gestrigen Kursschwäche führen unweigerlich zur Frage: Wer wusste, dass der Sensorenhersteller wenige Stunden später sowohl die Zielvorgaben für das laufende Quartal reduzieren als auch gleich noch die Mittelfristziele kappen würde?

Auffälliger Kurszerfall im Laufe des gestrigen Nachmittags bei den AMS-Aktien (Quelle: www.cash.ch)

Zugegeben: Nachdem in den Tagen zuvor gleich mehrere bekannte Rivalen aus der Zulieferkette des amerikanischen Grosskunden Apple bei den Zielvorgaben für das Schlussquartal über die Bücher gehen mussten, schienen auch jene von AMS nicht länger realistisch (siehe auch Steckt weniger AMS in den neuen iPhones als ursprünglich gedacht? vom 13. November).

Dass der Sensorenhersteller beim Ziel einer operativen Marge (EBIT) von mindestens 30 Prozent bei einem Jahresumsatz von 2,2 Milliarden Euro bis in zwei Jahren kapituliert, hatte hingegen kaum ein Analyst auf dem Radar. Das Unternehmen gibt sich neuerdings kleinlaut und erwartet über die nächsten Jahre ein prozentual zweistelliges Umsatzwachstum sowie eine langsame Annäherung der operativen Marge an den ursprünglichen Zielwert von 30 Prozent.

Wie mir Londoner Quellen berichten, nutzten einige grosse Leeverkäufer heute im frühen Handel die tieferen Kurse, um ihre Wetten gegen AMS zu schliessen – getreu der alten Börsenweisheit: „Sell the rumor, buy the facts“. Ob auf diese Deckungskäufe auch Anlagekäufe folgen, wird sich erst noch zeigen müssen.

Am vergangenen Dienstag lud Comet zum Investorentag nach Flamatt. Dort hat der mit Problemen kämpfende Halbleiterzulieferer seinen Hauptsitz. Liesse sich der diesjährige Anlass rückblickend mit nur einem Satz zusammenfassen, würde er wie folgt lauten: Es bleibt alles wie bisher.

Die Firmenvertreter hätten den Anwesenden am Dienstag „alten Wein in alten (und nicht in neuen) Schläuchen“ serviert, so berichtet mir ein befreundeter Teilnehmer sichtlich desillusioniert. Das gilt insbesondere für die Unternehmensstruktur, bestehend aus nicht weniger als vier Geschäftsbereichen.

Comet will an der Struktur festhalten und geht damit auf Konfrontationskurs mit den Grossaktionären rund um den Vermögensverwalter Veraison. Dieser fordert eine Redimensionierung von vier auf zwei Geschäftsbereiche sowie frischen Wind an der Unternehmensspitze.

Wie einem Kommentar aus dem Aktienhandel von Kepler Cheuvreux entnommen werden kann, sorgte am Dienstag alleine schon die Eröffnungsrede von Firmenchef René Lenggenhager für Ernüchterung unter den Teilnehmenden. Die Rede wird vom Autor als „wenig überzeugend“ und „abgelesen“ bezeichnet.

Seit Ende Januar haben die Aktien von Comet deutlich an Kurswert eingebüsst (Quelle: www.cash.ch)

In der Schlussrede hätten Lenggenhager sowie Verwaltungsratspräsident Hans Hess ihre Strategie vehement verteidigt, seien dabei aber weder auf die Aufhebung der Zielvorgaben für die Jahre , noch auf die von den beiden Grossaktionären Veraison und Pictet vorgeschlagene Rochade an der Spitze des Verwaltungsrats zu sprechen gekommen. Der Autor des Kommentars bezeichnet die Schlussrede denn auch als „bizarr“.

Seit Monaten besteht die besondere Gabe des Halbleiterzulieferers darin, grosse Aktionärsgruppen mit kleinen Gesten – wie der Ergebnisenttäuschung vom Februar oder die einschneidende Gewinnwarnung von Anfang November – gegen sich aufzubringen.

Spätestens nach dem Investorentag vom Dienstag ist Comet ein Aktionärsaufstand so sicher wie das Amen in der Kirche (siehe auch Eskaliert die Situation bei Comet nun? vom 13. November). Ich wäre nicht überrascht, käme es schon im Vorfeld der nächstjährigen Generalversammlung von Ende April zu einem erbitterten Machtkampf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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