Noch gehen von den beiden Neuzugängen AMS und Temenos nicht die erhofften Impulse für den Swiss Leaders Index aus – Und: Dem Optimismus der Credit Suisse für Aktien fehlt die Überzeugung.cash Insider
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Eigentlich ist der Swiss Leaders Index eine gute Sache. Anders als der renommierte Swiss Market Index (SMI) umfasst das im Juli 2007 eingeführte Standardwertebarometer nicht 20, sondern 30 Aktien – wobei die Gewichtung einer Aktie auf höchstens 9 Prozent beschränkt ist.
Sind die drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis beim SMI für rund die Hälfte der Gesamtkapitalisierung verantwortlich, tragen sie nur rund einen Viertel zum SLI bei. Dadurch ist letzterer deutlich breiter abgestützt.
Erst vor wenigen Wochen – genauer gesagt per 24. September – stiegen die Aktien von Temenos und AMS in das Standardwertebarometer auf. Platz machen mussten die Valoren von Aryzta und Bâloise.
Wer sich vom Einzug der beiden bei Anlegern beliebten Technologiewerte „frischen Wind“ für den SLI erhoffte, der wurde bisweilen allerdings enttäuscht. Ganz im Gegenteil: Die Aktien des Bankensoftwarespezialisten Temenos büssten seither 16 Prozent ein, jene des Sensorenherstellers AMS gar 23 Prozent.
Einjahresvergleich der Aktien von AMS (grün) und Temenos (gelb) mit dem SLI (rot). (Quelle: www.cash.ch)
Bei AMS wird das Handelsgeschehen von Margenängsten überschattet. Ausserdem belasten Berichte, wonach sich die neuen iPhone-Modelle des amerikanischen Grosskunden Apple schlechter als erhofft verkaufen – wobei diese Berichte bisweilen nicht offiziell bestätigt wurden. Klärende Zahlenfakten verspricht die Quartalsergebnispräsentation vom kommenden Montag.
Die Gründe für die Kursschwäche bei Temenos sind hingegen etwas anders gelagert. Wie sich das Tagesgeschäft im zurückliegenden dritten Quartal entwickelt hat, ist seit dem letzten Mittwoch bekannt. An diesem Tag erhöhte das Unternehmen gar seine diesjährigen Zielvorgaben – allerdings nicht im von Analysten erhofften Ausmass. Von den neuen Zielvorgaben lässt sich auf eine weitere Umsatzverlangsamung im Schlussquartal schliessen, was bei einem Wachstumsunternehmen wie Temenos bei den Anlegern verständlicherweise nicht gut ankommt.
Allerdings waren zuletzt weniger die Valoren von Temenos und AMS, als vielmehr jene der beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse sowie andere deutlich stärker gewichtete Aktien wie ABB, Richemont oder LafargeHolcim für den Rücksetzer beim SLI (-6 Prozent seit Anfang Oktober) verantwortlich.
Wer den Mut aufbrachte und selbst kleinere Kursschwächen zum Kauf von Aktien nutzte, wurde in den vergangenen Jahren stets fürstlich belohnt. Viel falsch machen konnte man damit nicht – den führenden Zentralbanken und ihrer „Politik des billigen Geldes“ sei Dank.
Die letzten Wochen zeigen allerdings: Es war auch schon einfacher, mit dem eigentlich eher simplen Rezept „Buy the Dip“ Geld zu verdienen.
Zumindest was den breiten Schweizer Aktienmarkt anbetrifft ist das letzte Wort zwar noch nicht gesprochen. Schliesslich trennen den Swiss Performance Index (SPI) weniger als 6 Prozent von seinem Rekordhoch bei 11’040 Punkten von Ende Januar.
Wer dasselbe bei Einzeltiteln versuchte, bezahlte ein hohes Lehrgeld. Die Verliererliste für Oktober liest sich wie das „Wer ist Wer“ der beliebtesten Aktien und umfasst so klangvolle Namen wie Adecco (-33 Prozent), Swissquote (-25 Prozent), Sensirion (-23 Prozent), Meyer Burger (-22 Prozent) oder Kudelski (-20 Prozent). Doch auch mit den Papieren von ABB (-19 Prozent), Sonova (-18 Prozent) oder Swatch Group (-14 Prozent) bewiesen Anleger seit Anfang Monat keine glückliche Hand.
Kleinlaut gibt sich neuerdings auch Andrew Garthwaite, seines Zeichens Chefstratege bei der Credit Suisse. Er rät seiner Kundschaft mittlerweile nur noch zu einer leichten Übergewichtung von Aktien in den Wertschriftenportfolios.
Entwicklung des SPI über die letzten zehn Jahre. (Quelle: www.cash.ch)
Einerseits stimmen ihn die beinahe an Panik grenzende Risikoaversion sowie die 18 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt liegende Bewertung zuversichtlich für die Aktienmärkte, sofern man die amerikanische Leitbörse ausklammert.
Andererseits räumt Garthwaite ein, dass die Verschuldung amerikanischer Unternehmen in der Nähe früherer Höchststände liegt und die rekordhohen Gewinnmargen kaum noch weiter erhöht werden können. Auch die gestiegenen Risikoaufschläge an den Anleihenmärkten stimmen den Strategen nachdenklich.
Garthwaite traut dem Weltaktienindex von MSCI bis Mitte nächsten Jahres zwar ein Aufwärtspotenzial von rund 5 Prozent zu. Und dennoch kommt sein Optimismus eher halbherzig daher.
Ein versöhnlicher Jahresausklang – sprich eine Jahresend-Rally ab Mitte November – scheint zwar immer noch möglich, ist mittlerweile aber alles andere als sicher. Darauf eine Wette eingehen würde ich vorerst noch nicht.
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