Die Schweizer Regierung hat eine neue Klimastrategie für Landwirtschaft und Lebensmittel vorgestellt, die die Vorteile einer Reduzierung des Fleischkonsums im Land hervorhebt.
Diese Strategie setzt das Ziel, die Treibhausgasemissionen, die mit der Lebensmittelproduktion verbunden sind, bis 2050 pro Person um zwei Drittel im Vergleich zu den Werten von 2020 zu reduzieren. Sie zielt auch darauf ab, die Emissionen aus der inländischen landwirtschaftlichen Produktion um mindestens 40 Prozent im Vergleich zu den Werten von 1990 zu senken.
Das Dokument betont, dass eine Ernährung, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln ist und weniger Fleisch enthält, sowohl gesundheitliche als auch Umweltvorteile bietet. Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass der Fleischkonsum im Land die offiziellen Ernährungsrichtlinien übersteigt, während der Konsum von Milchprodukten, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse zu niedrig ist.
Im Jahr 2018 betrug der durchschnittliche jährliche Fleischverbrauch der Schweizer Bürger 52,06 kg Fleisch von Landtieren, hauptsächlich Schweinefleisch, Geflügel und Rindfleisch, sowie 8,72 kg Fisch und Meeresfrüchte. Dies entspricht ungefähr 166g Fleisch von Land- und Meerestieren pro Tag. Im Gegensatz dazu liegt die tägliche durchschnittliche Aufnahme von Obst und Gemüse nur bei 3,6 Portionen und entspricht somit nicht der empfohlenen täglichen Aufnahme von fünf Portionen.
Laut Michael Beer vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen „sollten aus gesundheitlicher Sicht höchstens zwei bis drei Portionen Fleisch pro Woche verzehrt werden. Derzeit konsumieren wir das Dreifache.“
Die Landwirtschaft nimmt 36 Prozent der Schweizer Landfläche ein, wobei der Großteil der Fläche für die Tierhaltung genutzt wird. In der Schweiz leben etwa 1,5 Millionen Kühe, obwohl ihre Anzahl seit den 1990er Jahren gesunken ist. Die Rinderhaltung ist die Hauptquelle für landwirtschaftliche Emissionen im Land. Der Rückgang der Rindviehbestände in den letzten drei Jahrzehnten hat zu einer Verringerung der landwirtschaftlichen Emissionen in der Schweiz beigetragen.
Obwohl die Schweizer Bauernvereinigung die neue Strategie zur Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel unterstützt, betrachtet sie die Begrenzung der Fleischproduktion und des Konsums als problematisch. Die Vereinigung argumentiert, dass die Klimaauswirkungen der Fleischreduktion überschätzt werden und dass die Nachfrage nach Schweizer Fleisch hoch ist.
Die britische Fleischindustrie hat sich ebenfalls in die Debatte eingeschaltet und behauptet, dass eine Reduzierung des Fleischkonsums und eine verstärkte Verwendung pflanzlicher Lebensmittel nicht zwangsläufig zu einer besseren Gesundheit oder Umweltfreundlichkeit führen.
Dennoch ist es unbestreitbar, dass die Tierhaltung katastrophale Auswirkungen auf den Planeten hat. Die „Viehwirtschaft“ gehört zu den umweltschädlichsten Industrien überhaupt und trägt zur Emission von Treibhausgasen, zur Entwaldung und zum Verlust der Biodiversität bei. Experten von Institutionen wie der Universität Oxford betonen die Notwendigkeit drastischer Reduzierungen des Fleischkonsums in westlichen Ländern, um eine Klimakrise zu verhindern. Pflanzliche Lebensmittel wie Nüsse und Gemüse schneiden in verschiedenen Umweltindikatoren konsequent besser ab als tierische Lebensmittel. Zahlreiche Studien haben die gesundheitlichen Vorteile einer Umstellung auf eine stärker pflanzliche Ernährung und eine Verringerung des Verzehrs tierischer Lebensmittel hervorgehoben.
Eine kürzlich durchgeführte Studie zeigt unterschiedliche Akzeptanzniveaus bei Stakeholdern für Maßnahmen zur Reduzierung des Fleischkonsums in der Schweiz auf. Die höchste Zustimmung wurde Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Aufklärung über nachhaltige Ernährung und freiwilligen Maßnahmen durch die Industrie entgegengebracht. Maßnahmen wie das Anregen von Alternativen zu Fleisch und die Beschränkung von Fleisch in der öffentlichen Gastronomie erhielten geringere Unterstützung. Die Stakeholder stammten aus den Bereichen Wissenschaft und Forschung, öffentliche Institutionen, politische Parteien, NGOs, Interessengruppen und der Lebensmittelindustrie. Diejenigen, die in der Lebensmittelproduktion tätig sind, lehnten tiefgreifende Maßnahmen zur Reduzierung des Fleischkonsums eher ab, während NGOs und Forschungsgruppen sie eher unterstützten.