Makroökonomie

Niedrige Inflationsrate in der Schweiz verblüfft den Rest Europas

Die Schweiz weckt bei vielen Menschen das Bild schöner Alpengipfel, Kuckucksuhren und großer Finanzindustrie dank Bankgeheimnis. In der Wirtschaftswelt fällt das Land inzwischen vor allem wegen der bizarr niedrigen Inflation auf.

Während CBS berechnet hat, dass sich die Inflation in den Niederlanden im letzten Monat 10 Prozent nähert, liegt dieser Prozentsatz in der Schweiz bei knapp über 2 Prozent. Hat die Zentralbank in diesem Land ein Allheilmittel erfunden, um die Inflation in Schach zu halten?

Die bemerkenswert niedrige Inflationsrate hat mehrere Ursachen. Das Leben im Alpenland war schon immer recht teuer. Die Kosten der Haushaltsausgaben liegen rund 60 Prozent über dem Niveau der Eurozone. Natürlich ist die Bevölkerung darüber nicht glücklich. In den letzten Jahren hat der Druck auf die Regierung, einzugreifen, rapide zugenommen. Dies hat zu mehreren Maßnahmen geführt.

Zum Beispiel dürfen Online-Shops Schweizer Kunden nicht mehr automatisch auf ihre Schweizer Website umleiten, wo die Preise höher sind als in den umliegenden Ländern. Darüber hinaus wurden die Krankenversicherer unter Druck gesetzt, die Prämien zu senken. Zu Jahresbeginn gaben die Schweizer 0,5% weniger für die Gesundheitsversorgung aus.

Wasserkraft und Atomkraft schützen die Schweiz vor der Energiekrise

Ein weiterer Grund für die auffallend niedrige Inflation ist der Energiemix des Landes. Wasserkraftwerke liefern bis zu 57 Prozent des verfügbaren Stroms.

In der Schweiz gibt es fünf Kernkraftwerke, die zusammen etwa ein Drittel des benötigten Stroms liefern. Infolgedessen ist das Land von steigenden Öl- und Erdgaspreisen weitaus weniger stark betroffen als andere Länder.

Schliesslich trägt der Schweizer Franken auch zu einer niedrigen Inflation bei. Die Währung ist auf den Devisenmärkten aufgrund der zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheit sehr gefragt. Vor einem Monat war der Franken noch etwas mehr wert als ein Euro. Aber auch nach einem jüngsten Rückgang ist die Währung mehr als 8 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Der teure Franken macht den Import von Waren und Dienstleistungen aus anderen Ländern relativ günstig. Vor einem Jahr verloren die Schweizer beispielsweise 110 Franken bei einem Produkt aus der Eurozone von 100 Euro. Jetzt würde derselbe Artikel weniger als 102 Franken kosten. Im Gegensatz zu dem, was man denken könnte, untergräbt der starke Franken die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen nicht.

Aufgrund der niedrigen Inflation steigen die Löhne viel weniger schnell als in den umliegenden Ländern, so dass die Kosten kaum steigen. Auf der anderen Seite können Schweizer Unternehmen in grenzüberschreitenden Absatzmärkten Preissteigerungen aufgrund der hohen Inflation verkraften.

Trotz der guten Lage der Schweiz ist eine weitere Aufwertung des Frankens nicht absehbar. Sobald die Währung die Grenze von 1 Euro erreicht, tritt die Zentralbank hart auf die Bremse.

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